Schlagwort-Archive: painting

Im Fokus: Robert Ryman, Versions

Robert Ryman, Versions XI, 1991

Urs Raussmüller hatte 1983 gemeinsam mit Robert Ryman mit rund 50 Gemälden in den Hallen für Neue Kunst, Schaffhausen, die erste von drei aufeinander folgenden Einrichtungen durchgeführt (diese permanenten Ryman-Einrichtungen setzten den Massstab für die Wahrnehmung und Präsentation von Ryman-Werken: weiterführende Literatur). Mit dieser Vorgabe schlug Raussmüller seinem Freund 1991 vor, neue Werke zu erschaffen und sie parallel zu der bestehenden Werkübersicht in einer Sonderausstellung vorzustellen. Motiviert durch die Herausforderung, sich an der eigenen Qualität zu messen, schuf Ryman zwischen 1991 und 92 eine Serie von 16 Gemälden, die mit nichts zu vergleichen waren, das er zuvor hervorgebracht hatte: die „Versions“. In der Offenheit der Malerei und ihrem spezifischen Zusammenwirken mit Licht und Raum blieben sie in Rymans Oeuvre einmalig.

In den Versions hat Robert Ryman mit den Bestandteilen des Gemäldes ein Ganzes geschaffen, das den Betrachtern unmittelbar entgegen kommt. Dabei fügen sich alle Elemente zu einem ästhetischen Gesamteindruck: der strukturierte Malgrund aus sehr dünnem Fiberglass, den Ryman leicht grundiert hat; das darüber gelegte Raster aus feinen Bleistiftlinien, die ausserordentlich bewegt und doch locker aufgetragene Ölfarbe, die Datierung oder Signatur. Selbst die zumeist weiss bemalten Nägel zur Befestigung an der Wand werden nicht ganz eingeschlagen, um einen schwarzen Schatten auf die Bildfläche zu werfen, der ebenfalls als kompositorisches Element dient. An der Oberkante der Versions hat Ryman einen Streifen Wachspapier angebracht, der die Fiberglass-Fläche nach oben ausdehnt und locker mit Heftklammern an der Wand fixiert ist. Seine weichen Reflexionen erweitern die unglaubliche Bandbreite an Lichtabsorption und -reflexion auf der Bildfläche, die den Gemälden eine Bewegung nach vorne auf den Betrachter zu verleiht.

Den Katalog zur Ausstellung in Schaffhausen mit einem Text von Christel Raussmüller und einem Gespräch mit Robert Ryman und Urs Raussmüller sowie Abbildungen der Versions finden Sie in unserem Bookshop.

Robert Mangold, Light Ellipse / Grey Frame, 1989

Robert Mangold, Light Ellipse / Grey Frame, 1989

„Wie Wege in einem Irrgarten führen Gemälde nicht unbedingt weiter, bieten aber Raum, Gedanken zu verfolgen und daraus weitere Gedanken zu entwickeln, die manchmal in Sackgassen enden, manchmal Öffnungen schaffen und einen andere Male, Haken schlagend, wieder auf vertrauten Boden führen. Die Zwischenzeit allerdings hat die Dinge verändert, und die Erfahrung wird zu etwas Neuem.“
(Robert Mangold, Studio-Notizen)

Robert Mangolds ausserordentliches Gemälde Light Ellipse / Grey Frame aus dem Jahr 1989 verkörpert diese kreative Haltung und fasziniert und inspiriert fortwährend. In seiner Malweise verbindet der Künstler alle Elemente der Malerei wie Umrissform und Binnenform, Fläche und Linie, Farbton und Struktur zu einem ganzheitlichen Werk von einzigartiger Qualität. Davon angetrieben wollen wir mit neuen Erfahrungen auch im kommenden Jahr unbegangene Wege beschreiten. Wir hoffen, auch Sie konnten die Weichen für eine gute Zukunft stellen und freuen uns auf ein produktives und inspirierendes neues Jahr!

Die Studio-Notizen von Robert Mangold zusammen mit vielen weiteren Abbildungen seiner Gemälde finden Sie in unserem Robert Mangold Buch. Abbildungen und weitere Informationen zu Light Ellipse / Grey Frame haben wir in unserer Monographie Three Works by Robert Mangold festgehalten.